Der Artikel über die Computerspiel-Messe Gamescom ist nach dem Baukastenprinzip entstanden: Alle Kunden bekamen einen Text, ergänzt um Absätze über Aussteller aus dem jeweiligen Verbreitungsgebiet. Diese Version des Artikels erhielt die Mittelbadische Presse, ein weiterer Kunde war die Neue Westfälische (Bielefeld).
Zudem wurde FOCUS Online die gesamten fünf Tage mit einem Liveticker beliefert.
Offenburg/Köln. Nach der Pleite gehen die ehemaligen Spieleentwickler von Spellbound neue Wege: Das neue Unternehmen Black Forest Games hat ein Spiel mithilfe von Fans aus dem Internet finanziert. Das Produkt zeigt der Hersteller auf der Kölner Spielemesse Gamescom.
Mittelbadische Presse, 22. August 2013
Mit dem neuen Programm stellt sich Black Forest auf der Gamescom in Köln vor, der weltweit größten Messe für Computerspiele. Die Branchenschau ist ein Ausweis für den anhaltenden Boom der Spielebranche: Mit 635 Unternehmen bricht sie den Ausstellerrekord aus dem vergangenen Jahr, erwartet werden 275.000 Besucher. Ab dem 22.8. ist sie für jedermann geöffnet – Tickets für den Samstag sind bereits vergriffen.
Jeder dritte Deutsche spielt
Wie in Köln ist der Ansturm auf Spiele auch im Rest der Republik groß: Fast jeder dritte Deutsche spielt regelmäßig an Konsole, PC oder auf dem Smartphone, wie der Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) mitteilt. Der Verband ist Träger der Gamescom. Mit der Lust am Daddeln setzte die Branche im vergangenen Jahr gut 1,85 Milliarden Euro um, ein kleiner Rückgang im Vergleich zu 2011. Für das laufende Jahr erwartet der Verband, dass der Umsatz um 3,5 Prozent knapp unter die Zwei-Milliarden-Marke steigt. Wichtigster Umsatzbringer sind Konsolenspiele, die größten Steigerungsraten verzeichnen weiterhin Apps für Smartphones: Ihr Umsatz zog im ersten Halbjahr 2013 um rund 20 Prozent an.
Black Forest Games setzt mit seinen Spielen auf ein vergleichsweise traditionelles Konzept. Die Offenburger geben sich bodenständig, nachdem sie mit Spellbound durch die Insolvenz gegangen waren. Für kurze Zeit sei das „sehr deprimierend“ gewesen, sagt Goersch. Dann sei jedoch die Aufbruchsstimmung gekommen: Von 60 Mitarbeitern blieben 40, die Firma bekam den Namen, der auf ihre Herkunft hinweist. Schließlich liegt das Kapital des Unternehmens nun nicht mehr in der Hand von Investoren, sondern von fünf Black-Forest-Mitarbeitern, darunter Goersch und der andere Geschäftsführer Andreas Speer.
Das Geld kam von Fans
Nun wollen die Black-Forest-Entwickler zeigen, dass sie aus den Fehlern der Spellbound-Zeit gelernt haben. „Wir machen uns nicht mehr von einem großen Projekt abhängig“, sagt Goersch, „sonst muss man da ein Riesenloch füllen.“ Nachdem sich Spellbound also mit einem Mega-Spiel übernommen hatte, sollen nun viele kleine Games den Erfolg bringen. Auch haben sich die Offenburger von der traditionellen Aufteilung in der Spielebranche entfernt: auf der einen Seite die Entwickler, auf der anderen die sogenannten Publisher, die das Produkt auf den Markt bringen. „Giana Sisters“ hat Black Forest in Eigenregie veröffentlicht. Das bedeute zwar mehr Arbeit, aber auch mehr Kontrolle, sagt Goersch. „Viele Publisher vernachlässigen das Spiel schon nach kurzer Zeit und kümmern sich nicht genug um die Werbung“, bemängelt Speer.
Ein neuer Markt
Zupass komme Black Forest dabei, dass unabhängig herausgegebene Spiele im Trend sind: Zuvor habe sich der Game-Markt in simple Spiele für zwischendurch und große Titel mit hohem Budget aufgespalten, sagt Goersch. Nun habe jedoch auch der Teil dazwischen wieder eine Chance: „Das ist ein Bereich, der fast ausgestorben ist.“
Ganz ohne die Hilfe der Games-Verlage geht es aber offenbar doch nicht: Für das nächste Spiel „Ravensdale“, das im Mai erscheinen soll, kam bei einer neuen Crowdfunding-Kampagne nicht genug Geld zusammen. Auf der Messe sucht Black Forest nun nach einem Investor, der an das Spiel glaubt.
DIE TRENDS DER GAMESCOM
Kampf der Konsolen
Was ein neuer Ferrari auf der Automesse ist, ist auf der Gamescom die neue Konsolengeneration: Zugpferde der Veranstaltung sind die Erzkonkurrenten Playstation 4 von Sony und Xbox One von Microsoft. Europäische Konsolenspieler dürfen erstmals die Modelle testen, die laut Gerüchten im November zu kaufen sein sollen. Die neue Xbox hatte zuvor Kritik von Datenschützern auf sich gezogen, weil Microsoft eine Kamera, die zum Lieferumfang gehört, offenbar zur Marktforschung über die Nutzer einsetzen wollte. Später gab der Hersteller jedoch bekannt, die Konsole funktioniere auch ohne die Kamera.
Auch große Spieletitel ziehen die Fans in die Hallen: Zu den Highlights zählen die Kriegssimulation „Battlefield 4“, die Fußballtitel „Fifa 14“ und „Pro Evolution Soccer 2014“ sowie eine Neuauflage des Nintendo-Klassikers „Mario Kart“. Voraussichtlich nicht zu sehen gibt es hingegen den fünften Teil der „Grand Theft Auto“-Serie, einer der erfolgreichsten Videospielreihen aller Zeiten – Zocker müssen sich bis zum Verkaufsstart Mitte September gedulden.