Diamantensarg oder Öko-Urne

Düsseldorf. Der letzte Weg im Diamantensarg oder in der Öko-Urne: Die Düsseldorfer Bestattungsmesse zeigt, wie die moderne Trauerkultur auseinanderdriftet. Von der Eventbeerdigung bis zum biologisch korrekten Begräbnis ist alles möglich. Die Bestatterbranche trotzt der Wirtschaftskrise und präsentiert sich erstaunlich lebendig.

Neue Westfälische (Bielefeld), 15. Mai 2010

Ein Leichenwagen - Teil der Messeneuheiten.
Ein Leichenwagen - Teil der Messeneuheiten.

Ein Band aus funkelnden Steinen zieht sich über das tiefschwarze Buchenholz. Am Ende der Reihe ist der kleinste eingesetzt – Symbol für das Ende einer schillernden Zeit auf Erden. „Lebensfluss“ heißt der Luxussarg, den die Schwarzwälder Manufaktur „Cascada“ herstellt. „Nur schwarz muss Trauer ja nicht sein, wir wollen das Gedenken in ein freundlicheres Licht stellen“, sagt Geschäftsführer René Martin. 2.750 Euro kostet der stilvolle Abschied mit 167 Swarovski-Kristallen. Wird der Verstorbene verbrannt, liefert das Unternehmen auch eine auf den Sarg abgestimmte Urne.

Designer-Kollektionen wie diese kennzeichnen die moderne Trauerkultur, die die Bestatterbranche präsentiert. Offen und fröhlich zeigt sie sich auf der weltgrößten Bestattungsfachmesse Befa, zu der 10.000 Besucher erwartet werden. 250 Aussteller zeigen den Fachbesuchern Leichenwagen, Kühlkammern oder Friedhofsbagger.

Besonders der Bio-Trend hat das Gewerbe erobert: Ein Hersteller bietet Urnen aus Kork an, ein anderer aus Flachsfasern gepresste – klimaneutral und komplett ökologisch abbaubar. Perfekt ist die Bio-Bestattung natürlich nur, wenn man sich zuvor in einem Sarg aus Pappe einäschern lässt. „Innovationen setzen sich im Bestattungsgeschäft immer in behutsamem Tempo durch“, kommentiert Branchensprecher Rolf Lichtner. Würden manche Angehörigen mit einer „Entsorgungsmentalität“ samt anonymer Bestattung handeln, so setzten andere auf eine perfekte Inszenierung.

René Martin zeigt die neue Kollektion.
René Martin zeigt die neue Kollektion - er ist Chef eines Herstellers von Edelsärgen und -urnen.

So können sich die Hinterbliebenen eine Totenmaske vom Leichnam in Bronze gießen lassen. Das ist das Geschäftsmodell von Frank Schöneberg aus Landau in der Pfalz. Die Idee kam ihm, als sein Bruder vor 15 Jahren plötzlich starb und er keine Möglichkeit zum Abschiednehmen hatte. „Da dachte ich mir, es wäre gut, wenn ich noch einmal die Möglichkeit hätte, etwas von Angesicht zu Angesicht zu besprechen.“ Das Abbild des Verstorbenen können die Angehörigen zuhause im Schrank aufbewahren. Günstiger ist ein Fingerabdruck des Toten, der in einen Silberanhänger gegossen wird.

Längst hat die Erinnerungskultur auch den Sprung ins Netz geschafft: Die Betreiber des Online-Portals „Paxperpetua“ bieten nicht nur Traueranzeigen auf ihrer Seite – hier können Wegbegleiter des Toten per Gästebucheintrag kondolieren, Bilder einstellen und ihre Erinnerungen an die gemeinsame Zeit aufschreiben. Projektleiter Thomas Kogler setzt darauf, dass Angehörige und Freunde ihre Trauer verarbeiten, indem sie Erinnerungen teilen und sich vernetzen: „Wir sind so etwas wie das StudiVZ für Bestattungen.“